Schwierig, aber nicht unmöglich: Immobilienfinanzierung für Senioren

Schon immer waren Senioren bei der Kreditvergabe gegenüber jüngeren Kunden häufig benachteiligt. Seit 2016 eine neue EU-Regelung in Kraft trat, ist es für die Generation 60+ aber im Baubereich noch schwieriger geworden, einen Kredit zu erhalten. Dies gilt nicht nur dann, wenn Wohneigentum erworben werden soll, sondern auch dann, wenn ein bereits vorhandenes Eigenheim (altersgerecht) umgebaut werden soll. Unter bestimmten Voraussetzungen können Senioren jedoch durchaus auch heute ein immobilienbezogenes Darlehen bekommen.

Richtlinie für die Vergabe von Wohnimmobilienkrediten

Traditionell galt die Immobilie, die mit Hilfe eines Kredits erworben wurde, gleichzeitig auch als dessen Sicherheit. Dies ermöglichte es grundsätzlich allen, die über die notwendige Bonität und Zahlungskräftigkeit verfügten, ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung zu erwerben. Lediglich Personen mit einem zwar regelmäßigen, aber vergleichsweise niedrigen Einkommen, wie dies bei manchen Rentnern der Fall ist, hatten dabei das Nachsehen. Seit kurzem erleben aber auch durchaus wohlsituierte Senioren Ablehnungen auf ihre Kreditanfragen. Der Grund dafür ist das Gesetz zur Umsetzung der sogenannten Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die 2016 aufgrund von Vorgaben der EU erlassen wurde. Die Regelung mit der sperrigen Bezeichnung ist eine Reaktion auf die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009. Diese stand im Zusammenhang mit nachlässig vergebenen Immobilienkrediten und ging mit einer Immobilienkrise sowie der Überschuldung zahlreicher Immobilienkreditnehmer einher und mündete schließlich in einer großangelegten Bankenrettung seitens des Staats. Die neue Richtlinie ist neben der Absicherung der Banken durchaus auch zum Schutz der Verbraucher gedacht, verhindert aber inzwischen häufig, dass selbst finanzstarke Ältere einen Immobilienkredit erhalten.

Strengere Auflagen bei der Vergabe von Baukrediten

Vor der Neuregelung wurde seitens der Kreditgeber neben der Höhe des Einkommens und dem vorhandenen Eigenkapital das Augenmerk vor allem auf die Immobilie selbst gelegt, die mit Hilfe des Darlehens errichtet oder erworben bzw. deren Wert durch bauliche Veränderungen gesteigert wird. Heute liegt hingegen der Schwerpunkt auf der Wahrscheinlichkeit, mit der der Kredit zurückgezahlt wird, da die das Darlehen vergebende Bank dafür haftbar gemacht werden kann, wenn ein Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen und eine falsche Beratung nachweisen kann. Im Extremfall ist die betroffene Bank sogar dazu verpflichtet, Schadenersatz zu leisten. Deshalb wird neben der Bonität nicht nur die Höhe des Einkommens abgefragt, wie es beispielsweise auch beim Einrichten eines Dispositionskredits oder in einem Sofortkredit-Vergleich üblich ist, sondern unter anderem auch, in welcher Branche der Kreditnehmer tätig ist, um so eine spätere Arbeitslosigkeit möglichst auszuschließen. Junge Familien finden sich hier in einer ähnlichen Lage wie Rentner wieder, denn selbst dem Wunsch nach einer Familiengründung kann nachgespürt werden, da dies zur zeitweisen Aufgabe der Berufstätigkeit eines Ehepartners führen kann.

Um den Kredit abzusichern, kann auch der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer Risikolebensversicherung verlangt werden. Für ältere Personen, die nach einer Immobilienfinanzierung Ausschau halten, ist von besonderem Nachteil, dass im Gegensatz zu früher das Alter zum Zeitpunkt der Kreditvergabe stärker berücksichtigt wird. Viele Banken scheuen sich nun, Immobilienkredite an Senioren und mitunter sogar noch aktive Arbeitnehmer, die jedoch bereits das 50. Lebensjahr überschritten haben, zu vergeben – selbst dann, wenn diese über Eigenkapital und ein mehr als ausreichendes Einkommen verfügen und bei der Immobilie mit einer Wertsteigerung zu rechnen ist.

Immobilienfinanzierung im Seniorenalter

Trotz dieser strengen Regelungen ist es nicht unmöglich, auch in fortgeschrittenem Alter noch einen Immobilienkredit zu erhalten, insbesondere dann nicht, wenn die Einkünfte eine Rückzahlung problemlos ermöglichen und es statistisch wahrscheinlich ist, dass der Kredit noch vor dem Lebensende zurückgezahlt werden kann. Eine erste Ablehnung durch die bisherige Hausbank sollte Kreditinteressenten nicht entmutigen, da jede Bank die vorgegebene Richtlinie unterschiedlich interpretieren kann und gerade modernere Banken hier häufig nicht so streng vorgehen wie regionale Kreditinstitute. Nicht nur dann, wenn es um vergleichsweise kleine Beträge für eine Renovierung oder Umbaumaßnahmen geht, lohnt es sich deshalb, verschiedene Anbieter und deren Konditionen zu vergleichen, was via Internet denkbar einfach ist.

Auch kluge Vorausplanung kann sinnvoll sein. Wer bereits eine Wohnimmobilie besitzt, bei der es absehbar ist, dass sie später altersgerecht umgebaut werden muss oder zugunsten einer seniorengerechten Wohneinheit veräußert werden soll, kann noch in seinen Fünfzigern durch eine kapitalbildende Lebensversicherung vorsorgen, da durch eine hohe Eigenkapitalquote ein Darlehen günstiger wird und schneller abbezahlt werden kann. Falls eine vorhandene Immobilie bereits vollständig abbezahlt und in einem guten baulichen Zustand ist, kann für Senioren auch eine Zwischenfinanzierung in Frage kommen. Dabei kann durch eine kurzfristige Kreditnahme beispielsweise eine Seniorenwohnung erworben werden, während das bisherige Eigenheim verkauft wird. In diesem Fall ist die Rückzahlung des Kredits gesichert, so dass für die Bank kein Risiko besteht, weshalb entsprechende Angebote meist mit besonders günstigen Konditionen punkten.

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