Sind Selbstgespräche und Gespräche mit Tieren krank?

Viele ältere Menschen werden belächelt, weil sie häufig Selbstgespräche führen oder sich mit ihren Haustieren unterhalten, als hätten diese einen menschlichen Verstand. Der einzige Grund dafür sind die leider noch bei vielen jüngeren Menschen bestehenden Vorurteile. Selbstgespräche sind in der Regel kein Hinweis auf eine psychische Erkrankung. Das Gegenteil ist der Fall, denn eine aktuelle wissenschaftliche Studie belegt, dass sie eine Möglichkeit der emotionalen Selbstkontrolle sind. Durchgeführt wurde die Studie von zwei amerikanischen Universitäten. Die Veröffentlichung erfolgte im Fachmagazin „Scientific Reports“. Natürlich gibt es auch Ausnahmen wie zum Beispiel bei einer Schizophrenie. Dabei würden allerdings zusätzlich weitere Symptome auftreten. Sind diese nicht vorhanden, braucht sich niemand um seine psychische Gesundheit zu machen, wenn er sich gelegentlich bei Selbstgesprächen ertappt.

Welche Wirkung hat welche Art der Selbstgespräche?

Bei der Studie wurde festgestellt, dass emotional aufreibende Erfahrungen besser und schneller verarbeitet werden können, wenn darüber gesprochen wird. Das verhindert aber häufig die Isolation älterer Menschen, die beispielsweise durch körperliche Gebrechen nicht mehr in der Lage sind, sich regelmäßig mit Familienangehörigen oder Freunden zu treffen. Ihnen bleibt also nichts Anderes übrig als Selbstgespräche zu führen, wenn sie über ihre Erlebnisse berichten möchten. Dass dies eine Linderung der damit verbundenen Emotionen bedeutet, wird auch in der klassischen Psychotherapie ausgenutzt, indem den Patienten das Führen von Tagebüchern empfohlen wird.

Selbstgespräche in der dritten Person sind nach der Studie sehr effektiv

Es mutet immer etwas kurios an, wenn ältere Menschen in der dritten Person beispielsweise mit ihren Tieren sprechen. Doch die an der Studie beteiligten Wissenschaftler haben festgestellt, dass diese Vorgehensweise auch bei den Selbstgesprächen wesentlich effektiver als die Erzählung in der Ich-Form ist. Auf welche Weise die Wissenschaftler das nachgewiesen haben, können Sie hier nachlesen. Ältere Menschen sind also nicht „schrullig“, wenn sie Selbstgespräche führen, oder ihren Tieren erzählen, dass „das Frauchen jetzt einkaufen geht“. Sie nutzen lediglich die Chance, die entstandenen Defizite bei den sozialen Interaktionen zu kompensieren. Übrigens tritt dieses Phänomen nicht nur bei alten Menschen auf. Auch viele junge Menschen führen Selbstgespräche, ohne dass sie das bewusst realisieren.

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