Wenn Senioren ein Smartphone brauchen, fühlen sie sich auf unbekanntem Gebiet oft unwohl: Handy-Shop, Discounter, Internet? Hier finden Sie handfeste Tipps zur Entscheidung auf Augenhöhe.
Wie ein Besuch im Handy-Shop erfolgreich wurde
Wir gingen zu zweit in einen Handy-Shop der Telekom, beide mit weißen Haaren. Eine Seniorin hatte mich um Begleitung gebeten. Wir trafen auf einen offensichtlich routinierten Verkäufer. Vielleicht hat er aufgrund der Haarfarbe eine leichte Beute erwartet. Sein Plan bestand aus drei Schritten, die leicht zu erkennen und zu kontern waren:
- Erstens wollte er die Kundin psychologisch binden. Er wollte ihre Daten schon vor einer Entscheidung in seinen Computer eingeben. “Warum jetzt schon? Der Computer braucht sie erst nach der Entscheidung” fragte ich.
- Zweitens wollte er einen teuren Telekom-Tarif anbieten – die günstigeren erwähnte er gar nicht. Meine Frage nach den (viel günstigeren) Congstar-Tarifen führte das Gespräch in die richtige Richtung.
- Drittens wollte er Spitzen-Smartphones aus der Glasvitrine verkaufen – die Einsteigergeräte standen in einem ganz anderen Bereich des Ladens. “Haben Sie keine Einsteiger-Smartphones in der Klasse 100 bis 200 Euro?” fragte ich.
In Zahlen bewirkte mein Einschreiten: Kaufpreis 170 Euro statt 1000 Euro, monatliche Gebühren 10 Euro statt 30 Euro. Nein, ich beklage mich nicht über den Verkäufer. Sein Job ist Verkauf, nicht Beratung. Meine Aufgabe war Beratung ohne Verkaufsinteressen.
Wie und wo kauft man eigentlich ein Smartphone?
Immer mehr Senioren steigen zum Smartphone auf, z.B. weil sie den Anschluss nicht verlieren wollen oder einfach weil das alte Handy ausgedient hat. Wo gibt es sowas? Was kostet es? Worauf muss ich achten? “Was kostet es?” ist die falsche Frage. Die bessere Frage wäre: “Welches Gerät, welchen Tarif, welchen Service brauche ich?”
Handy-Shop | Elektro-Discounter | Lebensmittel-Discounter | Internet | |
Auswahl | begrenzt | groß | selten und klein | sehr groß |
Preise | normal | normal | sehr günstig | günstig |
Service | vor Ort, meist Fachpersonal | vor Ort, z.T. Fachpersonal | weit weg | weit weg |
Einsteigern empfehle ich, im Handy-Shop zu kaufen. Wenn es Fragen gibt, die in der Familie oder mit Freunden nicht geklärt werden können (die gibt es bestimmt!), ist der Shop ein Ansprechpartner vor Ort. Die Versender im Internet und die Kassierer beim Lebensmittel-Discounter bieten das nicht. Beim Elektro-Discounter kann man durchaus Fachpersonal finden, aber sicher ist das nicht.
Erst das Mobilfunknetz, dann den Handy-Shop
Manche Shops arbeiten nur für einen Netzbetreiber, z.B. nur für Telekom, Vodafone oder O2/Telefonica. Andere Shops handeln mit Angeboten für mehrere Netze.
Wählen Sie erst das Netz nach seinen Funklöchern, dann den Shop! Funklöcher gibt es in allen Netzen. Während in Ballungsgebieten die Netzabdeckung in allen Netzen gut ist, ist sie in ländlichen Bereichen oft deutlich schlechter. In Testberichten wird immer wieder diese Reihenfolge genannt: 1. Telekom, 2. Vodafone, 3. O2/Telefonica. Das O2/Telefonica-Netz wird weniger gut bewertet, es hat mehr Funklöcher, es bietet dafür aber günstigere Tarife. Sie sollten es nur wählen, wenn Sie wissen, dass es den eigenen Wohnort sowie die eigenen Reisewege und -ziele ordentlich versorgt.
Das Netz eines Shops erkennen Sie meistens schon am Namen des Shops, oder spätestens beim Blick ins Schaufenster.
Auf Augenhöhe verhandeln ohne Technikwissen?
Ein lebenserfahrener Smartphone-Einsteiger formulierte das Dilemma so: “Ich kann nur Fragen stellen, wenn ich schon etwas weiß”. Und er hatte keine Probleme damit, seine Unkenntnis zuzugeben: “Nur so habe ich eine Chance zu lernen”. Das kann ich uneingeschränkt bestätigen.
Aber was für das Lernen gut ist, kann in Verhandlungen als Schwäche missbraucht werden. Als Einsteiger müssen Sie eine Augenhöhe herstellen. Dann kommen Sie zu besseren Ergebnissen als wenn Sie nur “gläubig staunen” können. Aber wie können Sie das schaffen?
- Verkäufer fühlen sich wohl auf der Augenhöhe ihrer Angebote, da kann ihnen keiner etwas vormachen.
- Anwender wissen am besten, was sie mit dem Smartphone machen wollen, sie sind auf der Augenhöhe des Nutzens.
Als Einsteiger haben Sie nur dann eine Chance, wenn Sie den Verkäufer auf die Augenhöhe des Nutzens ziehen. Es kommt also darauf an, dass Sie Ihren eigenen Nutzen so formulieren, dass der Verkäufer dazu etwas anbieten kann.
Das Bedarfs-Profil ersetzt fehlendes Technikwissen
An dieser Stelle kommt das Bedarfs-Profil von app66.de ins Spiel. Es enthält insgesamt 13 umgangssprachliche Fragen auf einem DIN A4-Blatt. Sie brauchen auf diese Fragen nur mit JA oder NEIN zu antworten – technische Kenntnisse sind dafür nicht nötig. Das Ergebnis ist Ihr Anforderungsprofil. Das legen Sie im Shop auf den Tisch und fragen nach Angeboten zu genau diesem Profil. Der Verkäufer hat nur eine Chance, wenn er sich auf Ihre Augenhöhe des Nutzens begibt.
Sie können das Bedarfs-Profil als PDF-Datei herunterladen, drucken und Ihre Antworten ankreuzen. Das ist für Sie kostenlos und funktioniert ohne Registrierung.
Mein Tipp: Drucken Sie das Profil-Blatt mehrfach und gehen Sie damit zu unterschiedlichen Handy-Shops. Und erwähnen Sie im Gespräch, dass Sie dieses Angebot mit anderen Anbietern vergleichen wollen. Jedes Gespräch bringt Sie fachlich weiter, und Sie bekommen einen besseren Überblick. Leichte Beute? Fehlanzeige!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Augenhöhe.
Ein Beitrag von Jürgen Buchert, der den Blog http://app66.de betreibt. Für Senioren, Smartphones und Apps – damit Technik Spaß macht.
Bild: Bigstockphoto.com / Dragon Images